Paladin Investorenbrief Q3/2024

unser Fonds Paladin ONE verzeichnete in diesem Jahr bislang eine moderate Wertanpassung von minus 1,5 Prozent (Stand 30. September 2024). Damit liegt er ungefähr auf Augenhöhe mit SDAX und MDAX. Lediglich der DAX konnte mit mehr als 10 Prozent ein deutliches Plus erzielen.

Historisch wurden die Aktien von Unternehmen aus der zweiten Börsenreihe regelmäßig mit einer attraktiven Prämie gegenüber großen Unternehmen bewertet. Und das aus gutem Grund, da sich diese kleineren Unternehmen (auch basiseffektbedingt) in der Regel deutlich dynamischer entwickeln. Zuletzt hat sich diese Prämie jedoch in einen spürbaren Discount verwandelt.

Die derzeitige Marktphase bietet allerdings auch eine historische Performancechance. Allein durch die Rückkehr zum historischen Durchschnitt eröffnet sich die Perspektive, dass Aktien kleinerer Unternehmen eine relative Upside von mehr als 60 Prozent entfalten.

Diese wenig erfreuliche Entwicklung der Börsenkurse steht im deutlichen Widerspruch zur positiven operativen Entwicklung vieler Portfoliounternehmen unseres Paladin ONE. Respektable 80 Prozent unseres investierten Portfolios bestehen aus Unternehmen, die im laufenden Jahr ihr EBITDA gegenüber dem Vorjahr steigern werden, einige davon signifikant. Lediglich sieben Prozent des investierten Portfolios entfallen auf Unternehmen, die beim EBITDA im laufenden Jahr einen Rückgang verbuchen müssen. Das sind mit Blick auf das wirtschaftlich schwierige Umfeld beeindruckende Zahlen. Auch das Unternehmen, das wir heute detailliert vorstellen, fällt in die erste Kategorie.

Brockhaus Technologies: starke operative Entwicklung

Man sollte sich von dem reichlich undynamischen Aktienkurs von Brockhaus Technologies nicht täuschen lassen. Tatsächlich entwickelt sich das operative Geschäft wirklich gut. Damit dürfte Brockhaus vermutlich der einzige Börsengang der letzten Jahre sein, der die Planzahlen der damaligen IPO-Studien übertrifft.

Das EBITDA wird im laufenden Jahr bei rund 42 Mio. Euro liegen, doppelt so hoch wie im Jahr 2021. Der Enterprise Value hat sich bei einem wenig veränderten Börsenkurs im beschriebenen Marktumfeld wesentlich durch die Tilgung von Finanzverbindlichkeiten reduziert. Durch eine deutlich erhöhte Zahl an Partnerunternehmen und eine kleine Übernahme wird sich diese Entwicklung im kommenden Jahr fortsetzen.

Wir sehen also, dass sich die Bewertung – gemessen am EV / EBITDA-Multiple – deutlich reduziert hat. Bei gleichbleibendem Kurs könnte das EV/EBITDA-Multiple im kommenden Jahr weiter auf 4,4 fallen. Damit hätte sich diese Bemessungskennzahl seit 2021 ungefähr gedrittelt.

Die Kombination aus kontinuierlichem Ergebniswachstum und einer möglichen Multiple-Erholung führt dann wieder zu einem deutlichen Höherbewertungspotential. Folgende Grafiken zeigen die Systematik. Wobei diese exemplarisch zu verstehen sind. Hieraus kann weder ein direkter Bezug noch eine Prognose zu Brockhaus Technologies abgeleitet werden.

Ungeachtet dessen, ist mit Blick auf das Unternehmen selbst die Kombination aus operativem Wachstum und niedrigem Bewertungsniveau attraktiv.

Wie immer freuen wir uns über Feedback und Fragen!

Herzliche Grüße

Für das gesamte Paladin Team

Matthias Kurzrock, Marcel Maschmeyer, Mathias Richter 

Brockhaus: So allokiert man Kapital

Alles beginnt mit einer klaren Vision. 2017 gründet Marco Brockhaus die damalige Brockhaus Capital Management mit der Idee, das traditionelle Private-Equity-Modell weiterzuentwickeln. Hin zu einer langfristigen Investitionsstrategie, die profitables Wachstum fördert. Er erkannte, dass die begrenzte Fondslaufzeit im klassischen Private-Equity nicht geeignet ist, um das volle Potenzial mittelständischer Unternehmen auszuschöpfen.

Seine Lösung: eine Plattform, die nicht nur Kapital investiert, sondern Unternehmen über Jahre hinweg begleitet und strategisch weiterentwickelt. Dabei liegt der Fokus auf der Generierung nachhaltiger Cashflows, die Grundlage für die Finanzierung zukünftiger Akquisitionen sind. Dies wiederum reduziert die Abhängigkeit von externen Finanzierungsquellen. Durch die vorausschauende Weiterentwicklung bestehender Tochtergesellschaften kann Brockhaus Technologies damit in den Compounding-Modus übergehen. Und mehr noch: Die Gesellschaft führte bei niedrigen Kursen bereits ein opportunistisches Aktienrückkaufprogramm durch und zahlte zudem eine „Mini-Dividende“.

Ein wesentlicher Schritt in der Unternehmensgeschichte war der Börsengang 2020. Durch die Notierung im Prime Standard konnte die Gesellschaft institutionelle Investoren gewinnen und sich Kapital für zukünftige Akquisitionen sichern. Mit der Platzierung von 3,6 Millionen neuer Aktien flossen dem Unternehmen 115 Millionen Euro zu.

Seither hat sich Brockhaus als exzellenter Kapitalallokator erwiesen. Transaktionen waren wertsteigernd und der Einsatz von Eigen- und Fremdkapital in hohem Maße effizient. Damit gehört das Unternehmen zu den wenigen erfolgreichen Börsengängen der letzten Jahre.

Es erfordert allerdings ein hohes Maß an Analysearbeit und tiefem Verständnis, um die Komplexität des Brockhaus-Zahlenwerks zu durchdringen. Zu hohe Anforderungen für die oft oberflächliche Herangehensweise vieler Investoren.

Brockhaus investiert in gänzlich unterschiedliche Geschäftsmodelle. Auf der einen Seite steht Bikeleasing, ein zuletzt rapide wachsender Anbieter von Dienstradleasing. Auf der anderen Seite offeriert IHSE leistungsstarke IT-Infrastrukturkomponenten im High-End KVM-Markt (KVM steht für hochentwickelte Keyboard-Video-Mouse Switches, die es ermöglichen, mehrere Computer über eine einzige Konsole zu steuern) zur hochsicheren, zuverlässigen und ausfallsicheren Übertragung von Daten. Diese beiden Geschäftsmodelle folgen unterschiedlichen Wachstums- und Ertragsdynamiken, was die Bewertung und Analyse kompliziert macht.

Brockhaus hält lediglich 51,96 Prozent an der wirtschaftlich bedeutendsten Tochter Bikeleasing. 40 Prozent liegen bei den noch aktiven Gründern, der Rest ist in den Händen eines Co-Investors. Das hat unmittelbare Auswirkungen auf die Verteilung der Cashflows. Und auch bei der Bewertung der Schulden ist Puzzlearbeit erforderlich. Es braucht Zeit, um zu erkennen, welcher Teil der Finanzverschuldung auf die Brockhaus-Aktionäre entfällt. Darüber hinaus ist das Geschäftsmodell von Bikeleasing transaktionsbasiert (= auf Vorgänge bezogen). Auf den ersten Blick passt das nicht zu der Tatsache, dass der Großteil der Verträge über eine eigene Leasinggesellschaft abgewickelt wird, welche wiederum die Konzernbilanz determiniert.

Unsere Ausführungen machen vielleicht deutlich, dass Investoren tiefere Einblicke in das Zahlenwerk benötigen, um die Cashflow-Conversion, das aktuelle Bewertungsniveau sowie Wachstumspotenziale zu verstehen.

Wer die Puzzleteile zusammenlegt, erkennt, wie durch gute Beteiligungen gepaart mit sinnvollem Kapitaleinsatz ein starkes Unternehmen entstanden ist. Lag das EBITDA der aktuellen Tochtergesellschaften im Jahr 2021 noch bei 22 Mio. Euro, dürfte es im laufenden Jahr bereits bei rund 42 Mio. Euro liegen (und zwar nach Abzug von Minderheiten und Holding-Kosten).

Bikeleasing: Zum richtigen Zeitpunkt clever finanziert

Die Mehrheitsbeteiligung an Bikeleasing im Jahr 2021 ist ein Paradebeispiel für eine gute Akquisition, die zudem sinnvoll finanziert wurde. Weil der Aktienkurs von Brockhaus aufgrund einer vorschnell angekündigten Kapitalerhöhung schwächelte, entschied sich die Gesellschaft kurzerhand für einen höheren Anteil an Fremdkapital, um eine Verwässerung auf niedrigem Kursniveau zu vermeiden. Zudem wurde ein Co-Investor hinzugenommen, der knapp 8 Prozent erwarb. Ein entscheidender Schachzug, der sich als äußerst vorteilhaft erweisen sollte.

Bikeleasing entwickelte sich nach der Übernahme hervorragend. Im Geschäftsjahr 2021 betrug das bereinigte EBITDA 40 Millionen Euro. Exakt dieses Niveau wurde 2024 bereits im ersten Halbjahr erreicht.

Ein entscheidender Key Performance Indicator (KPI) für den Erfolg von Bikeleasing ist die Anzahl der angebundenen Unternehmen. Jedes neu akquirierte Unternehmen erweitert den potenziellen Kundenstamm durch eine zusätzliche Anzahl an Arbeitnehmern, die das Dienstradleasing-Angebot nutzen können. Die Zahl der Unternehmenskunden stieg von 32.000 (2021) auf 67.000 (Juni 2024) – ein gewaltiger Sprung, der maßgeblich zum Umsatz- und EBITDA-Wachstum beitrug. In der ersten Jahreshälfte 2024 gewann Bikeleasing mit 7 Tsd. Unternehmen so viele B2B-Kunden wie nie zuvor. Die angeschlossenen Firmen beschäftigten ca. 3,6 Millionen Mitarbeiter, was hierzulande knapp 8 Prozent aller Erwerbstätigen entspricht.

Starke Entwicklung der finanziellen Kennzahlen und KPIs

Die Übernahme von Bikeleasing hat sich als Glücksgriff für Brockhaus Technologies erwiesen. Seit der Akquisition hat sich das Unternehmen auf allen Ebenen stark entwickelt.

  • Rohertrag-Wachstum: Da das niedrigmargige Rückläufergeschäft an Umsatzanteil gewinnt, erachten wir den Rohertrag, der in der Regel weniger stark wächst, als aussagekräftiger. Aber auch hier wurde im Geschäftsjahr 2023 ein Wachstum von 34 Prozent verzeichnet. Im ersten Halbjahr 2024 war das yoy-Wachstum mit 50 Prozent besonders hoch, was insbesondere auf die Übernahme der Handelsvertretungen und die Umstellung der Kunden auf einen variablen Leasingfaktor zurückzuführen ist.
  • EBITDA-Entwicklung: 2021 betrug das Bikeleasing-EBITDA nach Minderheiten knapp 20 Mio. Euro (M&A-Multiple von 9x). Im GJ 2023 infolge der operativen Weiterentwicklung schon 30 Mio. Euro, wodurch sich die Kapitalrendite bereits fühlbar erhöht hat. Zudem sehen wir mit Blick auf die Tochtergesellschaft noch zahlreiche Wachstumschancen. Die bereinigte EBITDA-Marge von 42,9 Prozent im abgelaufenen Halbjahr 2024 zeigt die starke Profitabilität.
  • Anzahl der vermittelten Fahrräder: Im Jahr 2023 wurden rund 151.000 Fahrräder über Bikeleasing vermittelt – im Jahr 2021 waren es erst 80.800.
  • Cashflow: Aufgrund der attraktiven Cash-Generierung schüttet Bikeleasing inzwischen regelmäßig Dividenden aus, davon entfallen 51,96 Prozent auf Brockhaus. Diese Mittel nutzt die Gruppe derzeit, um das nachrangige Akquisitionsdarlehen mit kapitalisiertem Zins kräftig zu tilgen.
  • Marktanteil: Bikeleasing hält einen Marktanteil von etwa 20 Prozent, womit es der zweitgrößte Anbieter im deutschen Dienstradleasing-Markt ist.
Bikeleasing: Entwicklung zur Multi-Benefit-Plattform

Ein weiteres Highlight in der Wachstumsstrategie von Bikeleasing war die Übernahme von Probonio im April 2024. Denn damit wurde der Weg hin zu einer Multi-Benefit-Plattform geebnet. Die SaaS (Software as a Service) ermöglicht es B2B-Kunden, Mitarbeiter-Benefits einfach und effizient zu verwalten. Dazu gehören unter anderem steuerlich geförderte Sachbezüge, Essensgutscheine, Mobilitätszuschüsse und Fitness-Angebote.

Von April bis Juni dieses Jahres erzielte Probonio lediglich Umsätze in Höhe von 62 Tsd. Euro, was die Herausforderung von Probonio und vergleichbaren Plattformen deutlich macht. Den Benefit-Plattformen mangelt es vor allem an B2B-Kunden. Mit rund 8 Prozent aller deutschen Erwerbstätigen ist Bikeleasing ein idealer Partner für das Angebot von Probonio. Und auch hier wird die wohlüberlegte Kapitalallokation von Brockhaus erkennbar.  Eben weil Probonio noch so geringe Umsätze hat, wurde der Softwareanbieter für nur 4,1 Mio. Euro akquiriert. Jüngst wurde schon für das nächste Geschäftsjahr ein EBITDA im „mittleren einstelligen Millionenbereich“ in Aussicht gestellt. Damit hätte sich die Investition binnen weniger Quartale vollständig amortisiert.

Unserer Ansicht nach kann Probonio mittelfristig einen erheblichen Ergebnisbeitrag erzielen. Allein auf Basis der inzwischen angeschlossenen Mitarbeiter könnte sich bei einer Durchdringungsrate von 15 Prozent ein EBITDA von etwa 17 Mio. Euro pro Jahr ergeben. Allerdings sind auch hier Minderheiten zu berücksichtigen, da der Kauf über die Bikeleasing-Beteiligung erfolgte. Erst kürzlich startete der Vertrieb im angeschlossenen Firmenkundenstamm. Ein weiteres interessantes Puzzleteil: Die übertragene Gegenleistung für Probonio entfiel etwa hälftig auf Bikeleasing-Anteile (0,255 Prozent) im Wert von 2,031 Mio. Euro. Dadurch wurde Bikeleasing implizit mit 796,5 Mio. Euro bewertet. Das bedeutet 413,9 Mio. Euro für Brockhaus beziehungsweise 37,80 Euro je Brockhaus-Aktie allein für die Beteiligung an Bikeleasing.

IHSE-Beteiligung: Ein weiterer Erfolg trotz endogener Wachstumsdelle

Neben Bikeleasing ist IHSE die zweite Kernbeteiligung. IHSE wurde schon von der „Vorgängergesellschaft“ (PE-Fonds) im April 2016 erworben. Ende 2019 veräußerte der PE-Fonds IHSE im Rahmen eines von Lincoln International angeführten strukturierten Verkaufsprozesses. In der Auktion konnte sich Brockhaus Technologies durchsetzen und 100 Prozent der IHSE-Gruppe zu einer Unternehmensbewertung von 135 Mio. Euro erwerben. Angesichts eines EBITDA von 14,1 Mio. Euro im Jahr 2019 entsprach dies einem EV/EBITDA-Multiple von 9,6x. Dr. Enno Littmann, Geschäftsführer der IHSE, ging eine Rückbeteiligung auf Ebene der Brockhaus Technologies ein.

Während der PE-Fonds von Brockhaus mit IHSE über die 3,5-jährige Haltedauer einen Brutto-IRR (Internal Rate of Return = Interner Zinssatz) von 60 Prozent auswies, hat sich die Tochtergesellschaft in der börsennotierten Holding weniger erfreulich entwickelt. Das organische Umsatz- und EBITDA-Niveau von IHSE lag 2023 noch unter den Rekordwerten aus 2019. IHSE war mit der Flugsicherung als Hauptabsatzmarkt ein klarer Corona-Verlierer und hat nahezu das komplette China-Geschäft (Anteil 2019: 17 Prozent) infolge der Abkopplungstendenzen verloren. Zumindest die Rohertragsmarge befand sich im vergangenen Jahr mit stattlichen 75,5 Prozent auf Rekordniveau.

Wir schätzen die zukünftige Entwicklung jedoch optimistischer ein. Um das nachvollziehen zu können, stellen wir im Folgenden kurz das Geschäftsmodell vor.

IHSE ist ein führendes Technologie-Unternehmen für leistungsstarke IT-Infrastrukturkomponenten im High-End KVM-Markt zur hochsicheren, zuverlässigen und ausfallsicheren Übertragung von Daten. KVM steht für Keyboard, Video und Mouse und bezeichnet die entsprechenden Schnittstellen eines Rechners. KVM-Produkte werden an Rechnerschnittstellen angeschlossen, verlängern oder schalten diese. Das ermöglicht den Zugriff auf mehrere Computer oder Server von einem Arbeitsplatz sowie den Zugriff von mehreren Arbeitsplätzen auf einen Rechner (one to many and many to one). Die Installation von IHSE-Produkten kommt meist in „mission critical-Anwendungen“ zum Einsatz, bei denen entweder Menschenleben oder hohe Geldsummen auf dem Spiel stehen. Aufgrund dessen hat der Kunde ein hohes Interesse an einem vollständigen Ausschluss von Leistungs-, Latenz- und Datenverlusten sowie externen Angriffen und Störungen.

Das Management beziffert den TAM (Gesamtmarkt) derzeit auf 0,7 bis 1,0 Mrd. Euro, wobei der von IHSE avisierte High-End KVM-Markt bei ca. 250 Mio. Euro liegen dürfte. Damit ist IHSE ein eindeutiger Nischenplayer.

Bisher bediente IHSE vorwiegend den industriellen und kommerziellen Markt. Jüngst wurde dann eine spezielle Produktlinie (IHSE Secure) für den NATO-Verteidigungsmarkt entwickelt. Infolgedessen konnte IHSE mit Erfüllung der Standards für hochsicherheitskritische Umgebungen (Common Criteria und NIAP) im April 2024 erstmals Aufträge im hochsicheren Verteidigungssektor gewinnen. So soll IHSE zum Beispiel die European Sky Shield Initiative sowie die italienische Marine beliefern und in weiteren Kontrollräumen von NATO-Staaten zum Einsatz kommen. Eine erfolgreiche Gewinnung von Marktanteilen im High-Defense-Bereich könnte zu einer deutlichen Wachstumsbeschleunigung führen. Das rund 50 Millionen große Segment wird derzeit quasi von einem der drei Wettbewerber allein bedient. Eine Dual-Sourcing-Strategie auf Kundenseite scheint sinnvoll.

Passenderweise hat sich IHSE zuletzt für eine Wachstumsbeschleunigung positioniert. Im März 2024 wurde unter anderem eine neue Lötanlage installiert, die laut Vorstand zu einer Steigerung der Produktionskapazität um 30 Prozent führte. Dafür wurde die Produktion planmäßig für zwei Wochen unterbrochen.

Bei den Installationen von IHSE handelt es sich um sogenanntes Produkt- und Projektgeschäft mit überwiegend einmaligen Umsätzen. Die Ursprungsimplementierung kann ein Volumen von wenigen zehntausend bis mehreren Millionen Euro umfassen. Diesen Sachverhalt sollte man vor Augen haben, wenn man die veröffentlichten H1-Zahlen betrachtet.

In den nächsten Jahren erwarten wir eine anziehende Dynamik in der Top- und Bottom-Line bei gleichzeitiger Trendumkehr in der Margenentwicklung. Schon die Gewinnung eines Marktanteils von 10 Prozent im High-Defense-Bereich würde den Umsatz von IHSE um 12 Prozent steigern. Auch in den Endmärkten Government, Energieversorger und Transport avisiert das Management eine stärkere Durchdringung. Gleichzeitig ist die Erschließung weiterer neuer Märkte denkbar (zum Beispiel Kontrollräume für autonomes Fahren). Während der Umsatz gegenüber 2019 im laufenden Jahr noch etwas stagniert, haben sich die OPEX um rund 5 Mio. Euro beziehungsweise 32 Prozent erhöht. Obwohl die Rohertragsmarge 2023 auf einem Rekordniveau stand, hat die EBITDA-Marge binnen weniger Jahre um 11 Prozentpunkte eingebüßt. Mit einer wieder anziehenden Erlösbasis erwarten wir entsprechend überproportionales Ergebniswachstum.

Verkauf von Palas: Ein wertgenerierender Deal

Bei attraktiven Angeboten trennt sich Brockhaus auch von Tochtergesellschaften, sofern dies vorteilhaft erscheint. Ein Beispiel ist der Verkauf von Palas. Die Gesellschaft entwickelt Geräte zur Messung, Charakterisierung und Generierung von Partikeln in der Luft, insbesondere im Feinstaub- und Nanopartikel-Bereich. Der Erwerb eines Mehrheitsanteils (70 Prozent) erfolgte auf einer Bewertungsbasis von 35 Mio. Euro im Dezember 2018, der Verkauf zu 76 Mio. Euro exklusive Earn-Outs im November 2022. Die EV/EBITDA-Multiples betrugen 9,4x (Kauf) bezogen auf das Ergebnis 2018 und auf Basis unserer Prognosen 10,2x (Verkauf) exklusive Earn-Outs. Damit lag das erzielte Verkaufsmultiple auch über dem eigenen Börsenmultiple. Käufer war der schwedische serial acquirer Indutrade AB. Laut Finanzdatenbanken liegt das Forward EV/EBITDA-Multiple von Indutrade derzeit bei 21,1x. Zum Zeitpunkt der Studienerstellung war die Bewertung von Brockhaus mit 6,5x nach Minderheiten erheblich geringer und liegt nach wie vor auf einem einstelligen Niveau.

Darüber hinaus war Palas während der vierjährigen Haltedauer laufend Cashflow-positiv (rund 26 Mio. Euro kumuliertes EBITDA). Der Fremdkapital-Hebel führte zu einer sehr attraktiven Eigenkapitalrendite. Der gezahlte Verkaufserlös in Höhe von 59 Mio. Euro betrug ein Vielfaches des investierten Eigenkapitals von 18 Mio. Euro.

Weitsichtiger Aktienrückkauf

Die Aktie von Brockhaus Technologies hat sich trotz der operativen Erfolge über längere Zeit nur seitwärts entwickelt, was das Unternehmen dazu veranlasste, im vierten Quartal 2023 eigene Aktien zurückzukaufen. Im Zuge eines öffentlichen Angebots an alle Aktionäre erwarb Brockhaus 500.000 Aktien (4,6 Prozent) zu je 22 Euro.

Durch den Rückkauf von Aktien, die unter ihrem tatsächlichen Wert gehandelt werden, wurde ein Mehrwert für die Aktionäre geschaffen. Diese Maßnahme signalisiert dem Markt, dass das Management das Unternehmen für unterbewertet hält, was oft zu einem Vertrauensschub bei Investoren führt. Zudem reduziert ein Rückkauf die Anzahl der ausstehenden Aktien, was den Cashflow pro Aktie erhöht.

Bislang hat Brockhaus die Aktien jedoch noch nicht eingezogen. Wir können uns gut vorstellen, dass diese als Akquisitionswährung vorgehalten werden. Denn die Unternehmensgruppe legt einen hohen Wert auf eine direkte (Rück-) Beteiligung von Schlüsselpersonen. Laut Aussage von Marco Brockhaus, waren seine größten Akquisitionsfehler diejenigen, bei denen das Management nicht (gut) incentiviert war. Bei Brockhaus Technologies verfolgen sämtliche Schlüsselpersonen und die Aktionäre gleichgerichtete Interessen. Zudem halten die beiden Bikeleasing-Gründer Bastian Krause und Paul Sinizin zusammen noch 40 Prozent an Bikeleasing.

Die Unternehmensgruppe hat viele Pfeile im Köcher und dürfte sich in den nächsten Jahren erfolgreich weiterentwickeln. Für das Bikeleasing-Kerngeschäft ist mittelfristig nochmal eine Verdoppelung der vermittelten Fahrräder denkbar, bis hierzulande ein Sättigungsdeckel erreicht wird. Dann stellt dieser Bereich eine noch attraktivere Cash-Cow dar, welche die Gewinne aufgrund der dann vollständig getilgten Akquisitionsdarlehen anteilig in die Holding weiterreichen kann. Probonio dürfte das wertvolle Potential der angeschlossenen Firmenkunden nutzen – nach Minderheiten erscheint ein Wertbeitrag je Aktie im zweistelligen Eurobereich möglich.

In Gesprächen über Brockhaus wird in der Regel leider nicht berücksichtigt, dass eine erhebliche Wertschöpfung von einem guten serial acquirer insbesondere durch neue Akquisitionen geschaffen wird. Ein häufig geäußerter Kritikpunkt bemängelt, dass die Gruppe erst aus zwei Unternehmen besteht. Jedoch waren viele Schlüsselpersonen bereits in der ebenfalls erfolgreichen PE-Gesellschaft tätig und auch im börsennotierten Vehikel war die Kapitallokation schon wohlüberlegt und wertschaffend. Für jedes Segment wurden sehr kluge Add-on-Akquisitionen erworben.

Brockhaus stellt 1-2 Akquisitionen pro Jahr in Aussicht. Das sind weniger Transaktionen als bei anderen börsennotierten serial acquirern. Damit unterscheidet sich das Unternehmen bewusst von sogenannten programmatic acquirern, die mehrfach im Jahr zu Multiples im mittleren einstelligen Bereich zukaufen und sich dadurch oft auf Zielunternehmen mit begrenzten Wachstumsmöglichkeiten in Nischenmärkten fokussieren. Die Akquisitionshistorie von Brockhaus umfasst hingegen Unternehmen, die hochprofitabel bei hoher Cash-Conversion wachsen, idealerweise zweistellig über viele Jahre.

Anlagestrategie des Paladin ONE

Der Paladin ONE ist ein Aktienfonds, der primär in Aktien aus dem deutschsprachigen Raum investiert (D-A-CH).
 
Wir verfolgen zwei Ziele:

1. eine durchschnittliche Performance von 10 Prozent p.a. im langjährigen Durchschnitt
2. bei einer im Vergleich mit gängigen Aktienindizes deutlich geringeren Volatilität.

 
Der Fonds investiert ausschließlich auf Basis von eigenem Research in ein konzentriertes Portfolio aus 20-30 Aktien.

Der dem Paladin ONE zugrunde liegende selbst entwickelte, stringente Investmentansatz setzt auf drei Säulen: Value-Aktien, Sondersituationen und Liquidität.

Value-Aktien sind unserer Definition nach unterbewertete Unternehmen, bei denen die Höhe und Planbarkeit der zukünftigen Cashflows in einem günstigen Verhältnis zum heutigen Preis steht. Bei der Auswahl profitieren wir von einer großen und sukzessive weiterwachsenden Wissensdatenbank. Die Analyse potenzieller Zielunternehmen erfolgt mit unserem selbst entwickelten Analyseverfahren. Hinzu kommen Gespräche mit dem Management der Zielunternehmen. Jede Investmententscheidung basiert auf einem eigenen Bewertungsmodell. Dazu werden alle wesentlichen Aspekte der Analyse im Rahmen einer ausführlichen Studie verschriftlicht.

Sondersituationen bilden die zweite Säule unseres Anlagekonzeptes. Diese zeichnen sich durch ein besonders asymmetrisches Chance-Risiko-Verhältnis aus. Durch die Investition in Sondersituationen gewinnt das Portfolio deutlich an Planbarkeit und Stabilität. Um diese Situationen richtig zu erkennen, zu bewerten und treffsicher zu nutzen, bedarf es langjähriger Erfahrung und sehr spezieller juristischer Kenntnisse. Das Paladin-Team verfügt über den wertvollen Erfahrungsschatz von mehr als 150 analysierten Sondersituationen.

Eine mitunter stark atmende Liquidität ist die dritte Säule unserer wertorientierten Anlagestrategie. Diese sichert in Phasen von verstärkten Kursbewegungen die Wertentwicklung des Fonds gegen zu starke Kursschwankungen ab. Gleichzeitig dient Liquidität als Einkaufsreserve, um neue Opportunitäten auch nutzen zu können, wenn sie sich bieten.

Wertentwicklung des Paladin ONE

Alle Berechnungen auf Basis der Bewertung vom 30. September 2024

Das Resultat lässt sich am besten in folgendem Chart* ablesen. Hier ist gut zu erkennen, dass sich der Fonds – insbesondere in schwachen Marktphasen – deutlich stabiler entwickelt hat als die ETFs auf die gängigen Indizes. Gleichzeitig ist auch zu erkennen, dass der Fonds sich teilweise stark von den Bewegungen einzelner Indizes entkoppelt. Diese geringe Korrelation macht den Paladin ONE auch als diversifizierenden Baustein in einem größeren Portfolio interessant.

Paladin ONE vs. ETFs auf Indizes, Zeitraum: 01.01.2015-30.09.2024 *Chart bezieht sich nicht auf die Gesamtlaufzeit des Fonds

Portfolio des Paladin ONE per 30.09.2024

Ganz oben auf der Wunschliste unserer Investoren steht regelmäßig ein umfassender Einblick in das Portfolio des Paladin ONE. Größtmögliche Transparenz bietet das Factsheet unseres Fonds mit tagesaktuellen Informationen zum Paladin ONE:

  • Performance und Kennzahlen
  • aktuelle und historische Gewichtung der drei Säulen Value-Aktien, Sondersituationen und Liquidität im Zeitverlauf
  • Top 10 Positionen, Länderallokation und Gewichtung des Portfolios nach Marktkapitalisierung