Paladin Investorenbrief Q4/2019
Mit diesem Investorenbrief schauen wir auf ein erfolgreiches Börsenjahr zurück. Unsere Investoren im Paladin ONE können sich mit Blick auf die vergangenen 12 Monate über eine Performance von mehr als 13 Prozent freuen.
Gleichzeitig erreichten wir 2019 einen echten Meilenstein: der Paladin ONE verfügt nun über eine mehr als fünfjährige Anlagehistorie, genannt Track Record. Innerhalb dieser Zeitspanne trennt sich für gewöhnlich die Spreu vom Weizen. Im ersten Teil dieses Briefes werden wir deshalb die Entwicklung des Paladin ONE über diesen gesamten Zeitraum aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten. Soviel vorweg: Mit einer Gesamtperformance von mehr als 69 Prozent konnten wir eine ertragreiche Ernte für unsere Anleger einfahren und unsere anspruchsvollen Ziele deutlich erfüllen.
Im zweiten Teil geht es dann um das Portfolio des Paladin ONE und die kritische Auseinandersetzung mit unseren Anlageentscheidungen des abgelaufenen Jahres. In bewährter Manier berichten wir in der HALL OF FAME von den Unternehmen, die maßgeblich zur guten Performance des Fonds beigetragen haben.
Deutlich weniger angenehm ist es hingegen, genauso offen darüber zu sprechen, was weniger gut funktioniert hat. Deshalb tun das auch die wenigsten. Wir machen es trotzdem. Die HALL OF SHAME legt offen, welche unserer Engagements (noch) nicht wunschgemäß aufgegangen sind.
Dieser Rückblick ist dabei gleichzeitig ein Blick nach vorn. Denn viele der besprochenen Unternehmen befinden sich nach wie vor im Portfolio unseres Fonds.
In diesem Jahr gehen wir sogar noch einen Schritt weiter und zeigen eine Grafik, die den exakten(!) Performance-Beitrag jeder einzelnen Portfolioposition für das Jahr 2019 ausweist. Ein solches Maß an Transparenz ist – nach allem, was wir wissen – einmalig in unserer Branche.
Wir wünschen all‘ unseren Lesern einen guten Start ins neue Jahrzehnt und viel Freude beim Lesen!
Für das Paladin-Team
Matthias-Chr. Kurzrock Marcel J. Maschmeyer
Anlagestrategie des Paladin ONE
Der Paladin ONE ist ein Aktienfonds, der primär in Aktien aus dem deutschsprachigen Raum investiert (D-A-CH). Eine benchmarkorientierte Denkweise wird bewusst vermieden. Der absolute Vermögenserhalt steht im Vordergrund.
Wir verfolgen zwei Ziele:
1. eine durchschnittliche Performance von 10% p.a. im langjährigen Durchschnitt
2. bei einer im Vergleich mit gängigen Aktienindizes deutlich geringeren Volatilität.
Der Fonds investiert ausschließlich auf Basis von eigenem Research in ein konzentriertes Portfolio aus 15 bis 25 Aktien.
Der dem Paladin ONE zugrunde liegende selbst entwickelte, stringente Investmentansatz setzt auf drei Säulen: Value-Aktien, Sondersituationen und Liquidität.
Value-Aktien sind unserer Definition nach unterbewertete Unternehmen mit der Fähigkeit, nachhaltig positive Zahlungsströme zu generieren (Free Cashflow). Die Auswahl geeigneter Unternehmen erfordert im ersten Schritt die Analyse großer Datenmengen. Hierbei profitieren wir von einer großen und sukzessiv weiter wachsenden Wissensdatenbank. Die Analyse potentieller Zielunternehmen erfolgt mit unserem selbst entwickelten Analysetool. Hinzu kommen Gespräche mit dem Management der Zielunternehmen. Jede Investmententscheidung wird im Rahmen eines internen Dokuments ausführlich verschriftlicht.
Sondersituationen (sogenannte Special Situations) bilden die zweite Säule unseres Anlagekonzeptes. Durch die Investition in Sondersituationen gewinnt das Portfolio deutlich an Planbarkeit und Stabilität. Um diese Situationen richtig zu erkennen, zu bewerten und treffsicher zu nutzen, bedarf es langjähriger Erfahrung und sehr spezieller juristischer Kenntnisse. Das Paladin-Team verfügt über den wertvollen Erfahrungsschatz von mehr als 150 analysierten Sondersituationen.
Eine stark atmende Liquidität ist die dritte Säule unserer wertorientierten Anlagestrategie. Diese sichert in Phasen von verstärkten Kursbewegungen die Wertentwicklung des Fonds gegen zu starke Kursschwankungen ab und dient gleichzeitig als trockenes Pulver für neue Opportunitäten.
Wertentwicklung des Paladin ONE
Das Resultat lässt sich am besten in folgendem Chart ablesen. Hier ist gut zu erkennen, dass sich der Fonds – insbesondere in schwachen Marktphasen – deutlich stabiler entwickelt hat als der CDAX.
Das Portfolio des Paladin ONE zum 30.12.2019
Ganz oben auf der Wunschliste unserer Investoren steht regelmäßig ein umfassender Einblick in das Portfolio des Paladin ONE. Größtmögliche Transparenz bietet das Factsheet unseres Fonds mit tagesaktuellen Informationen zum Paladin ONE:
- Performance und Kennzahlen
- aktuelle und historische Gewichtung der drei Säulen Value-Aktien, Sondersituationen und Liquidität im Zeitverlauf
- Top 10 Positionen, Übersicht Länderallokation und Gewichtung des Portfolios nach Marktkapitalisierung
2019: Der Fonds Paladin ONE erreicht neues Allzeithoch
Unser Fonds Paladin ONE hat das Jahr 2019 mit einem Plus von 13,18 Prozent abgeschlossen und markiert dabei fast zeitgleich sein Allzeithoch.
Ein Blick zurück. Der DAX und andere Indizes hatten sich im Jahr 2018 stark nach unten bewegt. Der Paladin ONE hingegen entwickelte sich in dieser Phase deutlich stabiler als die Gesamtmärkte.
Pünktlich zum Jahreswechsel 2018/2019 drehten die Börsen dann abrupt und beendeten ihre Korrektur. Da unser Portfolio zuvor deutlich stabiler stand, fiel auch die Erholungsbewegung entsprechend moderater aus. Denn jene Aktien, die nun im wilden Ritt ihre zuvor erlittenen starken Kursverluste aufholten, waren und sind nicht Bestandteil unseres Portfolios.
Simple but true: was wir nach unten nicht verlieren, müssen wir nach oben nicht aufholen. Und so markierte unser Fonds bereits zum Jahresende ein neues deutliches Allzeithoch. DAX, CDAX und SDAX haben bisher ihre Höchststände nicht wieder erreichen können, obwohl sie sich im direkten Vergleich (über die letzten 12 Monate) besser entwickelt haben als unser Fonds. Lediglich der MDAX konnte eine neue Höchstmarke setzen.
Konstant besser: Paladin ONE schlägt die großen Indizes
10 Prozent Wertsteigerung pro Jahr im langfristigen Durchschnitt. Und dies bei einer Volatilität, die deutlich unter der Schwankungsbreite großer Indizes liegen soll – das sind die beiden Ziele, die wir mit dem Fonds Paladin ONE verfolgen.
Eine Wertsteigerung von insgesamt 69,15 Prozent seit November 2014 (Abschluss der Restrukturierung) entspricht im Durchschnitt einer Rendite von rund 11 Prozent pro Jahr. Unser selbstgestecktes Renditeziel haben wir damit über den gesamten Zeitraum erreicht. Auch das extrem schwache Börsenjahr 2018 konnte daran nicht rütteln.
Apropos rütteln: Wie stabil stand der Paladin ONE im Vergleich zu den großen Indizes denn wirklich? Die folgende Grafik gibt eine eindrucksvolle Antwort:
Natürlich gibt es kaum eine Schnittmenge zwischen dem Portfolio des Paladin ONE und insbesondere internationaler Indizes. Sie sind dennoch in der Grafik enthalten, weil sie für einen Investor, der in die Anlageklasse Aktien investieren möchte, grundsätzlich eine Alternative zu unserem Fonds darstellen.
Das Ergebnis kann sich performanceseitig sehen lassen! Der Paladin ONE schneidet über fünf Jahre deutlich besser ab als DAX, CDAX, STOXX 600 und der MSCI World, liegt gleichauf mit dem MDAX und etwas schlechter als der SDAX.
Unser Fonds hat dieses gute Ergebnis jedoch mit deutlich mehr Stabilität erreicht als die großen Indizes. Die Volatilität war nur etwa halb so hoch, womit auch unser zweites Ziel klar erfüllt ist.
Transparenz total – Teil 1: Performance-Attribution 2019
Die nachstehende Grafik zeigt abschließend den Performance-Beitrag der einzelnen Portfolio-Positionen zur Wertentwicklung des Paladin ONE im Jahr 2019. Blau zeigt die positiven Beiträge, rot die negativen. Hellere Farbvarianten markieren dabei jene Unternehmen, die wir im Laufe des letzten Jahres vollständig veräußert haben. Damit sind sie aktuell nicht mehr Bestandteil unseres Fonds.
Die Säule Sondersituationen haben wir der Übersichtlichkeit halber in einer Position zusammengefasst. Mit dieser Säule konnten wir im abgelaufenen Jahr einen Performance-Beitrag von knapp 1,2 Prozent erzielen und nebenbei das Gesamtportfolio verlässlich stabilisieren. Und das in einem Jahr, das in puncto Sondersituationen eher wenig Spannendes zu vermelden hatte. Maßgeblich für unseren Erfolg waren hier in erster Linie innogy, McKesson Europe und OSRAM Licht.
Bevor wir näher auf die Gewinner und Verlierer der Value-Säule eingehen, eine kurze Notiz zu zwei vermeintlich unscheinbaren Positionen:
Blue Elephant Energy AG. Die außerordentlich positive operative Entwicklung der Gesellschaft haben wir kürzlich in einem Update skizziert. Gleichzeitig zeigt die obige Grafik für diese Portfolioposition jedoch einen Performance-Beitrag von glatt 0 Prozent.
Wie passt das zusammen? Ganz einfach: es gibt keinen Börsenkurs, der die positive Entwicklung abbilden könnte. Es hat keine Kapitalmaßnahme stattgefunden, aus der sich ein belastbarer Wert hätte ableiten lassen. Und es gab keine anderweitigen Transaktionen in der Aktie, die einen unabhängigen Wertmaßstab hätten liefern können. Zugegeben, wir hätten vor dem Jahreswechsel einen Teil unserer Aktien an verschiedene Investoren oberhalb unseres eigenen Einstands verkaufen können. Aber auch hiervon haben wir Abstand genommen. Zu wenig belastbar erschien uns die Preisbildung, ohne die schöne Entwicklung des Jahres 2019 in einem offiziellen Jahresabschluss dokumentiert zu sehen. Aus diesem Grund halten wir es wie der konservative Kaufmann: wir betrachten unseren Wertansatz durch das tolle Jahr 2019 nach unten voll abgesichert und bewerten die Aktien des blauen Elefanten nach wie vor (noch) mit unseren historischen Anschaffungskosten.
„Der Rest“. In diesem Sammelposten verstecken wir keine Positionen, die wir vorenthalten möchten. Er beinhaltet lediglich all jene Titel, die – im positiven wie im negativen – weniger als 40 Basispunkte Performance-Beitrag geleistet haben. Ein geringer Performance-Beitrag sollte an dieser Stelle allerdings nicht mit „weniger attraktiv“ gleichgesetzt werden. Denn diese Position beinhaltet ein gutes halbes Dutzend Unternehmen, die wir erst relativ frisch im Fonds haben. Titel also, die mangels Zeit noch keine visible Wertsteigerung haben zeigen können – an die wir aber selbstverständlich eine positive Erwartung knüpfen. Wir wollen nichts vorwegnehmen, halten es aber für wahrscheinlich, dass bereits im nächsten Investorenbrief Spannendes zu lesen sein wird. Die Stichworte „deutsche Preisbindung bei Medikamenten“ und „das neue elektronische Rezept“ geben vielleicht einen ersten Hinweis.
Transparenz total – Teil 2
HALL OF FAME | Medios – ganz weit vorn
Eigentlich hatten wir uns vorgenommen, Medios in diesem Investorenbrief einmal unerwähnt zu lassen. Denn über den Händler von Spezialpharmazeutika und Hersteller patientenindividuell zubereiteter Medikamente haben wir bereits mehrfach ausführlich berichtet. Aber: uns bleibt keine Wahl. Die Medios-Aktie lieferte im abgelaufenen Jahr einen eindrucksvollen Beitrag von über 7 Prozent zur Fondsperformance und steht damit zu Recht auf dem Siegertreppchen unserer HALL OF FAME.
Bereits bei der ersten öffentlichen Finanzierungsrunde im Winter 2016 beteiligten wir uns initial zu Kursen von 7 Euro. Anfang des Jahres 2019 erhöhten wir die Gewichtung im Fonds fühlbar, nachdem für uns auf Quartalsbasis eine deutliche Wachstumsbeschleunigung erkennbar wurde.
Gleich zweimal konnte Medios die Prognose für Umsatz und Gewinn im abgelaufenen Jahr erhöhen. Unterm Strich konnte der Umsatz von rund 327 Mio. Euro im Jahr 2018 auf etwa 500 bis 510 Mio. Euro im Jahr 2019 gesteigert werden.
Die Börse honorierte diese Entwicklung mit einem deutlichen Kursanstieg. Dadurch erhöhte sich die Gewichtung der Medios-Position in unserem Fonds signifikant auf zwischenzeitlich etwa 14 Prozent. Anlass für uns, die Position etwas zu reduzieren. Kurz vor Weihnachten haben wir das Unterschreiten der 5-Prozent-Schwelle gemeldet.
Davon unbenommen schauen wir mit Spannung auf die weitere Entwicklung in 2020. Bereits eine simple Hochrechnung des Umsatzes im dritten Quartal 2019 lässt einen weiteren Wachstumssprung erwarten. Potentielle neue Indikationen sowie eine weiter steigende Anzahl Apotheken als Kunden untermauern das Wachstum zusätzlich.
Zudem musste der Medios-Wettbewerber Zytoservice einen herben Schlag einstecken: nicht weniger als 420 Polizisten durchsuchten in der Woche vor den Weihnachtsfeiertagen zeitgleich an 47 Orten Arztpraxen, Apotheken, ein Krankenhaus, Firmensitze und Privathäuser. Der Vorwurf: Zytoservice soll über Medizinische Versorgungszentren (MVZ) und finanzielle Anreize für die dort tätigen Ärzte die Nachfrage nach den eigenen Produkten gesteuert haben. Die Staatsanwaltschaft wertet dies als Bestechung. Es bleibt abzuwarten, was die Ermittlungen ergeben. Eines aber ist durchaus naheliegend: jeder Apotheker, der bisher über Zytoservice onkologische Produkte bestellt hat, könnte diese zukünftig über Medios beziehen – und sei es nur deshalb, um Abstand zu den Geschehnissen rund um Zytoservice zu gewinnen.
HALL OF SHAME | MPC Capital AG – auf niedrigem Niveau aufgestockt
Während die Börsen im Januar 2019 überraschend abrupt wieder den Vorwärtsgang einlegten, ging es für die Aktie des Hamburger Asset Managers MPC Capital AG vorerst weiter abwärts. Selbstredend, dass uns diese Form der Antizyklik wenig freudig stimmte.
Gleichwohl haben wir die Gelegenheit genutzt, um auf dem ermäßigten Kursniveau günstig weitere Aktien zuzukaufen. Denn allein die Co-Investments der Gesellschaft waren zu diesem Zeitpunkt mehr wert als der gesamte Börsenwert der Gesellschaft – womit das eigentliche operative MPC-Geschäft von der Börse implizit mit (maximal) Null bewertet wurde.
Seither ist wenig passiert. MPC entwickelte sich im Jahr 2019 operativ unaufgeregt (wozu auch das Ausbleiben einmaliger hoher Ergebnisbeiträge aus Performance-Gebühren gehört). Die Aktie pendelte sich auf niedrigem Niveau ein und notiert damit auf Jahresfrist immer noch im Minus.
Es stimmt uns zuversichtlich, dass wir mit unserer Aufstockung im letzten Jahr nicht allein gewesen sind. Waren wir bei unserem letzten Update zu MPC noch davon irritiert, dass die Großaktionärsfamilie Schröder die gefallenen Kurse nicht zum Nachkaufen nutzte, hat sie dies mittlerweile über ihre Holdinggesellschaft nachgeholt. Ausweislich der MPC-Website erhöhte sich der Anteil der Holdinggesellschaft MPC Group um plus 3 Prozent auf nunmehr 48 Prozent.
HALL OF FAME | SNP Schneider-Neureither SE – oops, we did it again
Die Strategie buy & hold kann funktionieren. Allerdings erfordert das bedingungslose Festhalten an einmal gekauften Aktien ein enormes Maß an Geduld und Überzeugung. Denn die Börse neigt zu Übertreibungen in beide Kursrichtungen im immer wiederkehrenden Wechsel von Wahrnehmungs- und Umsetzungsphase. Klingt kompliziert? Wir erklären es! Ein wunderbares Beispiel für diese Übertreibungen ist die SNP SE, ein Softwareanbieter und IT-Berater aus Heidelberg.
Seit nunmehr fünf Jahren verfolgen wir die Entwicklung des Unternehmens und pflegen einen guten Kontakt zu Gründer, Namensgeber und Vorstand Dr. Andreas Schneider-Neureither. 2015 haben wir uns erstmalig bei SNP beteiligt und in einem unserer ganz frühen Investorenbriefe auch ausführlich über das Unternehmen berichtet. Im Frühjahr 2017 veräußerten wir unsere bis dato letzten Anteile.
Nein, wir verfügen ganz sicher über keine Glaskugel. Allerdings konnten wir schon damals deutlich erkennen, dass zusätzliches Kurspotential nur durch weiterhin ungebrochenes Wachstum zu rechtfertigen gewesen wäre. Und hier mussten wir nach einer Umsatzvervielfachung – organisch und anorganisch – eben echte Umsetzungsrisiken konstatieren.
Und tatsächlich: das SNP-Zahlenwerk wurde in der Folge von zwei Seiten in die Zange genommen. In einem ersten Schritt stieg der Personalaufwand (ohne Akquisitionen) stärker als das organische Umsatzwachstum. Dies war zum einen dadurch bedingt, dass neu eingestellte Mitarbeiter nicht unmittelbar produktiv waren (beispielsweise aufgrund notwendiger Schulungsmaßnahmen). Andererseits erhöhte sich der Aufwand für Subunternehmer, die bei laufenden Projekten eingesetzt werden mussten. Als sich dann der Auftragseingang etwas langsamer als erwartet entwickelte, schlug sich dies praktisch doppelt negativ auf das Ergebnis nieder – und die Börse strafte die Aktie dafür über Gebühr ab.
Seit unserem neuerlichen Einstieg im Sommer 2018 ging es sowohl operativ, als auch kursseitig steil bergauf. Einen guten Teil dieser Entwicklung konnten wir bereits zum Zeitpunkt unseres Investments relativ sicher greifen. Dazu kamen weitere überaus positive Weichenstellungen. Personell konnte sich das Unternehmen auf der Führungsebene exzellent verstärken, u.a. durch den ehemaligen Siemensvorstand Klaus Kleinfeld. Und kundenseitig konnte der größte Auftrag der Unternehmensgeschichte verzeichnet werden. Zitat aus der Unternehmenskommunikation: „…eines der weltweit führenden IT- und Beratungsunternehmen mit Sitz in den USA hat sich zu einer Mindestabnahme von SNP-Softwarelizenzen in Höhe von 30 Mio. US$ verpflichtet“. Bei allem Rückenwind, den die Gesellschaft aktuell erfährt, stehen wir zwischenzeitlich bei SNP wieder an der Seitenlinie; die Wahrnehmungsphase ist vorbei und das Unternehmen befindet sich wieder voll in der Umsetzungsphase. Wir behalten die Heidelberger aber auf dem Radar.
HALL OF SHAME | MPC Container – nimmt nur langsam Fahrt auf
Mit der MPC Container ASA sind wir im Bereich der Feeder-Containerschiffe investiert. Dem einzigen Segment im Schifffahrtssektor, das in den letzten Monaten (noch) keine Erholung der Charterraten und damit entsprechend steigende Börsenbewertungen aufweist.
Natürlich hängt die Schifffahrt am Welthandel und der omnipräsente Handelskrieg dämpft nun schon geraume Zeit die Nachfrage nach Containertonnage. Gleichzeitig entwickeln sich insbesondere die Parameter auf der Angebotsseite positiv zugunsten von MPC Container. Der weltweite Bestand an Feeder-Schiffen ist veraltet, die Verschrottungsrate hoch und lediglich eine überschaubare Zahl neuer Schiffe wird gebaut. Alle Faktoren zusammen lassen ein Marktgleichwicht greifbar erscheinen. Dem interessierten Leser empfehlen wir für weitere Details die MPC Container-Unternehmenspräsentation per Q3 2019.
Wir verfolgen derweil interessiert die Auswirkungen von IMO 2020, einer Verordnung der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) zur Verringerung der Meeresverschmutzung. Im Mittelpunkt steht hier die Reduzierung der Schwefelobergrenzen beim Antrieb von Schiffen. Das bedeutet konkret: ab diesem Jahr müssen Schiffe entweder mit niedrigschwefeligem, aber umso teurerem Treibstoff angetrieben, oder aber – einfach ausgedrückt – mit Katalysatoren (Scrubbern) nachgerüstet werden. Eine Scrubber-Nachrüstung kostet einmalig viel Geld. Dafür kann weiterhin das schwefelreiche, aber billige Schweröl getankt werden. MPC Container hat einen Teil seiner Flotte mit Scrubbern ausgerüstet und konnte für die ersten Schiffe bereits attraktive und langlaufende Charterverträge abschließen, die die Gesellschaft bei jedem Tankvorgang an der Ersparnis partizipieren lässt. Hierdurch ist für das neue Jahr ein fühlbarer EBITDA-Beitrag greifbar.
HALL OF FAME | Unsere Immobilienaktien – spät im Zyklus? Uns doch egal.
Auf Platz drei des Siegertreppchens unserer Hall of Fame steht eigentlich TomTom. Allerdings möchten wir den niederländischen Hersteller von Navigationssystemen und Anbieter von Geodaten an dieser Stelle mit einem knappen Kommentar überspringen: unser Investment Case ist zügig aufgegangen und wir haben bereits ausführlich berichtet.
Stattdessen wollen wir einen Blick auf unsere beiden Immobilienaktien Deutsche Konsum REIT AG und DEMIRE Deutsche Mittelstand Real Estate AG werfen. Nur zu gut erinnern wir uns an den Termin mit einem großen Vermögensverwalter in Süddeutschland vor knapp einem Jahr. Im Rahmen des Gesprächs wurden die wichtigsten Portfoliopositionen des Paladin ONE intensiv diskutiert. Ein besonders kritisches Augenmerk legte unser Gesprächspartner auf unser Exposure zum Immobilienmarkt „noch dazu so spät im Zyklus.“
Die Beteiligungen an den Gesellschaften waren und sind für uns keine 08/15-Engagements bei x-beliebigen Bestandshaltern. Ganz im Gegenteil: unsere Investmententscheidung war eben gerade nicht durch die simple Erwartung weiter steigender Multiples bei der Immobilienbewertung getrieben.
Die Deutsche Konsum REIT baut sukzessive einen Bestand an Fachmarktzentren auf. Das klingt erstmal wenig aufregend. Spannend wird dieses Vorgehen jedoch durch die Renditearbitrage, die die Gesellschaft seit Jahren unter Führung von Rolf Elgeti betreibt: Kapital wird auf Basis einer Mietrendite von rund 7 Prozent eingesammelt. Und dieses wird dann in Objekte mit Mietrenditen von bis zu 10 Prozent investiert (zugegeben etwas vereinfacht ausgedrückt). In unserem Investorenbrief Q2 2019 ist nachzulesen, wie Rolf Elgeti praktisch bereits mit Unterschrift beim Notar Werte schafft. Solange diese Renditearbitrage funktioniert, gibt es uns für wenig Anlass, unsere Position in Aktien der Deutschen Konsum REIT zu überdenken.
Für Interessierte: der Vorstand der Deutschen Konsum REIT AG gab kurz vor dem Jahreswechsel ein lesenswertes Interview in der Börse Online.
Eine etwas andere Konstellation findet sich bei der DEMIRE AG, die Investitionen im deutschen Gewerbeimmobilienmarkt tätigt. Wir waren hier erst einige Monate investiert, als der Finanzinvestor Apollo in Absprache mit dem damaligen DEMIRE-Großaktionär Klaus Wecken ein Übernahmeangebot für die Aktien der Gesellschaft unterbreitete. Wir haben lange abgewogen, ob wir das Angebot annehmen oder beteiligt bleiben sollten – und uns schlussendlich für letzteres entschieden.
Damit sitzen wir auf dem Beifahrersitz von Apollo und Klaus Wecken. Durch Apollo konnte die Gesellschaft seither ihre Kapitalbasis deutlich verbreitern und ihr Portfolio fühlbar ausbauen. Die zunehmende Größe trug zu einer verbesserten Profitabilität und günstigeren Refinanzierungskonditionen bei. Die operativen Hausaufgaben scheinen nunmehr weitgehend erledigt zu sein.
Und was kommt jetzt? Der schrittweise Ausbau des Portfolios? Gut möglich. Ebenfalls denkbar ist, dass die beiden Großaktionäre einen Exit, oder aber eine transformierende Transaktion anstreben, die die Gesellschaft sprunghaft in eine neue Größenordnung katapultieren könnte. Klaus Wecken ist als wesentlicher Großaktionär in die aktuell laufende Zusammenführung der im Wohnimmobilienmarkt tätigen Gesellschaften ADO Properties SA, Adler Real Estate AG und Consus AG involviert. Eine mögliche Blaupause für DEMIRE? Sicherlich kein Szenario für morgen oder übermorgen. Aber auf mittlere Frist würde es uns doch sehr überraschen, wenn die heutigen Großaktionäre passiv im Status Quo verharren.
HALL OF SHAME | Fjord1 – manchmal fehlt das Glück. Und dann kommt auch noch Pech dazu.
Zumindest kursseitig war die Entwicklung bei Fjord1, dem Fährbetreiber aus Norwegen, im abgelaufenen Jahr enttäuschend. Dividendenbereinigt verlor die Aktie 8,60 Prozent. Ein Detail, das vor dem Hintergrund des allgemein furiosen Börsenjahres ärgerlich erscheint. Und noch dazu überraschend – zumindest für uns. Denn operativ hat sich die Gesellschaft praktisch wie erwartet entwickelt. Und auch die bereits für das Jahr 2020 gegebene Indikation für die Umsatzentwicklung passt exakt zu den ursprünglichen Plänen, die die Aktie im Jahr 2018 noch in deutlich höhere Gefilde hat steigen lassen.
Die von uns identifizierten Gründe für den Kursrückgang lassen sich vermutlich mit einer Analogie aus dem Fußball zusammenfassen: zuerst hatte Fjord1 kein Glück – und später kam auch noch Pech dazu. Das fehlende Glück bestand darin, dass Fjord1 die Ausschreibung eines größeren Vertrags um Haaresbreite nicht gewinnen konnte. Kurz darauf folgte zudem die Herabstufung durch ein Bankhaus. Im Rahmen eines Paladin Insight haben wir darüber bereits berichtet.
Das Pech gesellte sich dann aus einer gänzlich anderen Ecke hinzu. Fjord1 hatte für Anfang 2020 neue Fähren bestellt. Die hiermit beauftragte Werft Havyard geriet in einen finanziellen Engpass. Die Auslieferung der Fähren ist laut Fjord1 nicht gefährdet. Das wird schon dadurch begründet, dass Lieferanten und Gläubiger der Werft allein durch die Auslieferung der Fähren einen erheblichen Mittelzufluss generieren können. Allerdings kommt es zu Verzögerungen. Und das macht die neuen Schiffe vermutlich etwas teurer, was auch den Fjord1-Kurs belastet.
Wirklich bemerkenswert ist, was dann passierte. Nachdem die Fjord1-Aktie am 09. Dezember 2019 bei 36,40 NOK schloss, kaufte der amerikanische Investor Vision Ridge über Nacht 15 Mio. Aktien bzw. 15 Prozent an Fjord1 für 45 NOK pro Aktie.
Vision Ridge hatte vermutlich bereits letzten Sommer über 3 Mio. Aktien im Rahmen eines ersten Accelerated Bookbuilding-Verfahrens erworben. Unser damaliger Bericht erläutert die Hintergründe. Im Zuge der zweiten Transaktion haben die Amerikaner ihre Beteiligung mit dem bisherigen Großaktionär, der Familie Saevik, gepoolt. Zusammen halten beide nun rund 70 Prozent an Fjord1.
Operativ läuft es nach Plan. Und ein neuer Großaktionär verspürt offensichtlich wenig Schmerzen, mehr als 20 Prozent Aufschlag für ein 15-Prozent-Paket zu bezahlen. Diese Konstellation stimmt uns zuversichtlich, dass sich die Investition in Fjord1 schlussendlich auszahlen wird.