Die Braut, die sich nicht traut – eine Anekdote aus dem Maschinenraum :)
- „Qualität ist das Produkt der Liebe zum Detail“
- Entscheidend ist das kompromisslose Festhalten an selbstgesteckten Standards, auch wenn sich dadurch vermeintliche Chancen zerschlagen…
Vor kurzem haben wir unseren Fokus auf ein Unternehmen gerichtet, dessen ungewöhnliches Zahlenwerk unser Interesse geweckt hat. Es handelte sich um eine Beteiligungsgesellschaft, deren Anteile mehrheitlich im Besitz von Vorstand und Aufsichtsrat sind. Diese Gesellschaft hat durch einen erfolgreichen Beteiligungsverkauf zuletzt einen erheblichen Liquiditätszufluss verzeichnet. Hierdurch ist aktuell praktisch die gesamte Börsenbewertung durch Zahlungsmittel abgedeckt.
Hinzu kommen gut ein Dutzend Beteiligungen, die zusammen immerhin fast 500 Mio. Euro Jahresumsatz generieren. Derzeit befinden sich die Beteiligungen teilweise derzeit zwar in der Restrukturierung. Dennoch lag die Vermutung nahe, dass hier eine (möglicherweise starke) Unterbewertung vorliegt.
Wir haben uns mit entsprechend großem Elan an die Arbeit gemacht und versucht, dieses Konglomerat im Detail zu verstehen und zu bewerten. Wer bereits eine Beteiligungsgesellschaft bewertet hat, weiß um die Komplexität eines solchen Unterfangens. Ständig veränderte Konsolidierungskreise und Aufwandsquoten auf Konzern-, nicht aber auf Beteiligungsebene, erschweren die Analyse des Zahlenwerks erheblich. Im vorliegenden Fall haben wir deswegen sogar versucht, über die im Bundesanzeiger veröffentlichten Jahresabschlüsse der Beteiligungsunternehmen einen Zugang zum Zahlenwerk zu erarbeiten. Genau dieses Vorgehen – das tiefe Eintauchen in hochkomplexe Sachverhalte – ist Kern unserer Arbeit. Nur so können wir Risiken entsprechend greifen und eine verlässliche Performance abliefern.
Im vorliegenden Fall war jede noch so engagierte und tiefgehende Recherche vergebens: Wir haben keine ausreichende Transparenz ins Zahlenwerk bekommen. Aus diesem Grund haben wir den Vorstand der Gesellschaft kontaktiert. Im direkten Dialog wollten wir offene Punkte klären, um unser Puzzle doch noch erfolgreich zusammensetzen zu können.
Auf unsere freundlich formulierte Email-Anfrage haben wir unmittelbar eine ungewöhnliche und mehr als deutliche Antwort erhalten:
„Vielen Dank für Ihre Nachricht“, hieß es dort. „Man führe grundsätzlich keine Investorengespräche“. Begründung: „…, da wir bezüglich des Kaufes von Aktien unserer Gesellschaft im Wettbewerb stehen!“
Unser Interesse am Unternehmen wurde insofern geteilt, war aber unerwünscht, weil das Unternehmen und / oder die bestehenden Großaktionäre die verfügbaren Aktien selbst kaufen wollen. Das ist eine starke Aussage und bestätigt unsere oben formulierte Investmentthese, dass die Aktie unterbewertet sein dürfte. So schön dieses Vertrauen in das eigene Unternehmen auch ist: ein Investment ohne verlässliche Zahlenbasis als Grundlage, ist für uns nicht ausreichend, um in unserem konzentrierten Portfolio eine signifikante Gewichtung zu rechtfertigen.