Paladin Investorenbrief Q4/2022

Den kürzlichen Jahreswechsel verbinden Investoren diesmal vor allem mit der Hoffnung, dass das neue Jahr besser wird als das vergangene. Mehr als eine Hoffnung ist dies für den Moment aber nicht. Im Gegensatz zu früheren Jahren gewinnt die Aktienauswahl 2023 dadurch wieder stark an Bedeutung und wird ein wesentlicher Schlüssel für den Anlageerfolg sein. Man muss sie gezielt suchen: jene Unternehmen, die sich freischwimmen und auch in einem uneinheitlichen Kapitalmarktumfeld erfolgreich behaupten können.

Deshalb tauchen wir in diesem Investorenbrief tief ein und erläutern detailliert unser Koordinatensystem, das die Kriterien für die Titelselektion in den Paladin ONE beschreibt. Ob uns diese im zurückliegenden Jahr gelungen ist, zeigt der inzwischen schon traditionelle Rückblick auf die Entwicklung der Portfoliounternehmen in 2022.

Das Umfeld präsentiert sich unverändert herausfordernd. Aus der engen Umklammerung von COVID haben wir uns zwischenzeitlich zwar lösen können, mit Einschränkungen auf vielen Ebenen werden wir aber wohl weiterleben müssen. Die Krise als neue Normalität, deren vielfältige Auswirkungen uns auch in diesem Jahr beschäftigen werden.  

Der Krieg in der Ukraine konfrontiert Europa schmerzhaft mit einem Kapitel, das wir lange Zeit nur aus den Erzählungen älterer Generationen kannten. Er hat großes Leid mit sich gebracht – wir haben uns deshalb bereits im Frühjahr letzten Jahres entschieden, mit unserer Spende einen Beitrag zur Unterstützung der Menschen vor Ort zu leisten.

Die Auswirkungen sind auch bei uns in Deutschland erheblich und werden uns noch lange herausfordern. Der Ukraine-Krieg ist sicher nicht der alleinige Grund, aber ein wesentlicher Auslöser für die angesprungene Inflation. Weltweit reagieren Notenbanken mit steigenden Zinsen – ein Giftcocktail für die Wirtschaft, deren Wachstum auf Pump basiert. Konsumzurückhaltung und starke Bremsspuren insbesondere auf dem Immobilienmarkt waren die unmittelbaren Folgen. Gleichzeitig explodierten die Energiepreise. Der Gesetzgeber unternimmt zwar Versuche, diese für Verbraucher und Unternehmen zu deckeln, es wäre aber naiv zu glauben, dass diese Kosten uns als Gesellschaft nicht einholen werden.

In diesem Umfeld haben sich auch die Börsen weltweit negativ entwickelt. Besonders litten dabei die Anteilsscheine von kleinen und mittelgroßen Unternehmen, die wesentlicher Bestandteil unseres Anlageuniversums sind. Vielfach wurde in einem wenig liquiden Segment verkauft, um Liquidität zu schaffen. Dies vorausgeschickt, musste unser Fonds Paladin ONE im Jahr 2022 19,12% abgeben. Damit schneiden wir in Sachen Wertentwicklung zwar besser ab als MDAX und SDAX, mussten uns in diesem Jahr allerdings dem DAX geschlagen geben. Dass einzelne Indizes in den letzten Jahren gelegentlich besser performt haben, ist durchaus nicht ungewöhnlich. In Summe jedoch haben wir rückblickend alle drei genannten Indizes performanceseitig weit hinter uns gelassen.

Der Erfolg über die Langstrecke wurde auch von Citywire ausgezeichnet. Die Fondsanalysten verliehen Paladin den Award als Beste Fondsgesellschaft Aktien Deutschland. Wir sehen das als Bestätigung für unseren aktiven Investmentansatz. Ansporn genug, um die Märkte auch zukünftig auf Abstand zu halten.

Das zurückliegende Jahr hat unserer Fondsfamilie Nachwuchs beschert: Mit der Auflage des Paladin ORIGINS hat der Paladin ONE einen kleinen Bruder bekommen. Das ist uns zu einem Zeitpunkt gelungen, an dem die meisten Fondsanbieter mit erheblichen Mittelabflüssen konfrontiert waren. Ein besonderer Vertrauensbeweis unserer Anleger also, für den wir uns ausdrücklich bedanken.

Kleiner Bruder ist hier durchaus wörtlich zu verstehen: Der Fonds Paladin ORIGINS wird sich – im Vergleich mit dem Paladin ONE – auf nochmals kleinere Unternehmen konzentrieren. Weitere Informationen haben wir kürzlich in einem Paladin Insights veröffentlicht. Das Portfolio befindet sich derzeit noch im Aufbau und wir erwarten Mittelzuflüsse im Fonds, die bei bereits bestehenden Positionen zu Aufstockungen führen werden. Aus eben diesen nachvollziehbaren Gründen berichten wir derzeit noch nicht über einzelne Portfoliotitel. In absehbarer Zeit werden unsere Investoren auch hier von der gewohnt transparenten Kommunikation profitieren, für die wir von Beginn an mit unserer Gesellschaft stehen.

Das gilt auch für das Thema Nachhaltigkeit: Ein verantwortungsbewusster Umgang mit den Ressourcen unseres Planeten bestimmt seit Jahren unser Handeln. Wir bei Paladin lassen uns diesen Beitrag etwas kosten. Der Schutz von Haien, die Konservierung von Korallen in der Südsee oder verbesserte Voraussetzungen für die Population des Galapagos-Pinguins sind Herzensanliegen, die wir mit Spenden unterstützen.

Vor zwei Jahren haben wir zudem begonnen, einen ESG-Prozess zu implementieren. Da die gängigen Ratingagenturen kleine oder mittelgroße Unternehmen (bisher) noch unzureichend abdecken, ergänzen wir zwischenzeitlich die externen Ratings um einen proprietär entwickelten internen ESG-Prozess.

Konsequenterweise haben wir die beiden Aktienfonds Paladin ONE und Paladin ORIGINS auf Artikel 8 gemäß SFDR umgestellt und die Prinzipien für verantwortliches Investieren der Vereinten Nationen (UN Principles for Responsible Investments) unterzeichnet.

Wir danken unseren Investoren und Freunden der Gesellschaft für ihr Vertrauen und Engagement bei Paladin und wünschen ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2023.

Matthias Kurzrock, Marcel Maschmeyer, Mathias Richter 

Kriterien für die Unternehmensselektion

Unternehmensvorstände präsentieren uns regelmäßig ihre rosarote Equity-Story. Wenn sich diese nicht in nüchterne Zahlen übersetzen lässt, ist unser anfängliches Interesse in der Regel schnell verflogen. Der Wert eines Unternehmens muss sich in Zahlen manifestieren, Luftschlösser halten unserer Analyse nicht Stand. So arbeiten wir seit jeher. Und gerade in Zeiten wie diesen hilft unser Koordinatensystem dabei, die Orientierung zu behalten.

In der Theorie ist Unternehmensbewertung unglaublich einfach. Man nehme die Zahlungsmittel (auch Free Cashflows oder FCF), die ein Unternehmen generiert, und zinse diese mit den Kapitalkosten ab, um den heutigen Wert der künftigen Zahlungsströme zu erhalten. Das zumindest drückt die folgende Formel (Quelle: World Wide Web) aus, die die Ermittlung des Unternehmenswerts beschreibt.

Ohne an dieser Stelle übermäßig mathematisch zu werden, ist Folgendes offensichtlich: Der Unternehmenswert ist umso höher, je größer der Zähler (= der Free Cashflow) oder je kleiner der Nenner (= die Kapitalkosten) ist.

Aktuell scheinen Unternehmen jedoch eher durch die Bank weg an Wert zu verlieren: Die Zähler reduzieren sich, während die Nenner fast im Gleichschritt steigen.

Dieser Effekt zeigt sich – abhängig vom betrachteten Unternehmen – in unterschiedlich starker Ausprägung. Während sich hier Unternehmenswerte vereinzelt in Luft aufzulösen scheinen, sind dort nur überschaubare Abschläge festzustellen. Spannend ist jedoch, dass der Kapitalmarkt an vielen Stellen weit weniger differenziert reagiert hat. Soll heißen: Im Zuge des allgemeinen Ausverkaufs gerade bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen konnte sich kaum eine Aktie dem Abwärtssog entziehen, auch wenn der fundamentale Unternehmenswert nicht beschädigt scheint.

Zugegeben, das hat auch unserem Portfolio Schmerzen bereitet. Davon erzählt der Jahresrückblick im zweiten Teil unseres Investorenbriefs. Gleichzeitig bietet sich uns dadurch jedoch die seltene Chance, bestehende Positionen günstig aufzustocken und neue attraktive Investments einzugehen. Und genau das tun wir dort, wo wir robuste Unternehmenswerte identifizieren. Die entscheidende Frage lautet: Wann ist ein Unternehmenswert wirklich robust?

Unterm Strich: Der Nenner

Beginnen wir mit dem einfachen Teil, dem Nenner der Formel: den Kapitalkosten. Diese ergeben sich vereinfacht ausgedrückt aus den Renditeanforderungen für das Eigenkapital und den Zinskosten für das Fremdkapital. Diese Definition enthält mit Blick auf die aktuelle Situation eine Hiobsbotschaft. Denn in einem Umfeld steigender Zinsen erhöhen sich dadurch natürlich die Renditeanforderungen für das Eigenkapital.

Noch vor einem Jahr mussten Käufer deutscher Staatsanleihen negative Zinsen bezahlen, entsprechend gering war ihre Renditeerwartungen an alternative Geldanlagen. Ganz anders heute, wo sich mit vergleichbaren Anleihen bereits mehr als 2% erzielen lassen. Dieser Effekt betrifft ALLE Aktien, weshalb pauschale Bewertungsabschläge in einem gewissen Umfang tatsächlich ihre Berechtigung haben.

Gleichzeitig erhöhen auch die steigenden Fremdkapitalzinsen die Kapitalkosten der Unternehmen. Dieser Effekt macht sich umso deutlicher bemerkbar, je höher ein Unternehmen verschuldet ist.

Unsere Bewertungsmodelle jedoch zeigen sich von steigenden Kapitalkosten weitgehend unbeeindruckt. Bereits vor einigen Jahren haben wir entschieden, dass keine extrem niedrigen, geschweige denn negative Zinsen die Basis für eine Unternehmensbewertung sein sollten, die weit in die Zukunft blickt. Uns erschien das Risiko schlichtweg zu hoch, auf diese Weise aufgeblähte Unternehmenswerte zu ermitteln, die bei steigenden Zinsen (nämlich genau jetzt) in sich zusammenfallen.

Wir griffen deshalb in das CAPM-Modell zur Ermittlung der Kapitalkosten ein und lassen bis heute keinen niedrigeren Wert als 8% zu. Im Ergebnis sind unsere Unternehmenswerte robust. Und auch die zuletzt steigenden Zinsen haben uns bis heute nicht dazu veranlassen können, an diesen zu rütteln. Damit unterscheidet sich unser Vorgehen deutlich von jenem vieler Bankanalysten.

Steigende Zinsen verursachen auch abseits der bewertungsrelevanten Aspekte Schmerzen. Sie fressen sich ins Ergebnis und erschweren gegebenenfalls notwendige Anschlussfinanzierungen.

In dieser Hinsicht sind wir mit Blick auf unsere Portfoliounternehmen gut abgeschirmt. Viele Unternehmen, an denen wir beteiligt sind, verfügen über Netto-Liquidität: Der Kontostand ist höher als die Summe der verzinslichen Verbindlichkeiten. Das trifft allein In dieser Hinsicht sind wir mit Blick auf unsere Portfoliounternehmen gut abgeschirmt. Viele Unternehmen, an denen wir beteiligt sind, verfügen über Netto-Liquidität: Der Kontostand ist höher als die Summe der verzinslichen Verbindlichkeiten. Das trifft allein auf vier unserer größten Unternehmen zu: Medios AG, ION BEAM APPLICATIONS SA, Cancom SE und OboTech Acquisition. Bei zwei weiteren Positionen – MPC Container Ships ASA und Tion Renewables AG – ist die vollständige Entschuldung greifbar.

Dort wo Verschuldung besteht – zum Beispiel bei der Deutschen Konsum REIT AG – haben wir das Zinsänderungsrisiko im Blick. Mit Hilfe einer Sensitivitätsanalyse können wir abschätzen, wie sich etwaige teurere Anschlussfinanzierungen zukünftig auf das Unternehmen auswirken.

Überm Strich: Der Zähler

Mit dem Zähler verhält es sich etwas komplexer. Um die verschiedenen Einflussfaktoren aufzubrechen, fasst folgende Grafik vereinfacht zusammen, wie sich der Umsatz eines Unternehmens im Rahmen der Unternehmensbewertung in die Veränderung des Kontostand (= Free Cashflow) übersetzt.

Rückläufige Umsätze, steigende Kosten und ein erhöhter Investitionsaufwand – all das reduziert letztlich den Free Cashflow und beeinträchtigt den Unternehmenswert. Im Umkehrschluss ergibt sich daraus aber auch unmittelbar das Suchraster für unsere Investments.

Umsatzerlöse

Seit jeher legen wir einen großen Fokus auf Unternehmen, deren Umsatzentwicklung möglichst wenig von der konjunkturellen Großwetterlage abhängt. Angesichts eines rückläufigen Konsumentenvertrauens und einer (gegebenenfalls zeitverzögert) einbrechenden Investitionsgüternachfrage ist dieser Fokus gerade jetzt besonders wichtig. Wir suchen gezielt nach Unternehmen, die sich in ihren jeweiligen Märkten möglichst unabhängig von der Konjunktur entwickeln können; deren Umsatz abgesichert ist durch…

…eine extrem gute Marktposition ohne konjunkturellen Einfluss – wie etwa bei der Medios AG.
randvolle Auftragsbücher – wie beispielsweise bei der ION BEAM APPLICATIONS SA.
…einen hohen und stabilen Sockel wiederkehrender Erlöse – so wie bei der Deutschen Konsum REIT AG, der TeamViewer AG oder der Cancom SE.

Nebenbei bemerkt: Allein die beispielhaft genannten Unternehmen stehen bereits für über 30% des gesamten Fonds Paladin ONE.

Kosten

Eine schöne Umsatzentwicklung allein ist wenig erbaulich, wenn gleichzeitig die Marge durch steigende Kosten aufgezehrt wird. Eine besondere Herausforderung in Zeiten hoher Inflation. Vor allem auch deshalb, weil in diesem Jahr mit hoher Wahrscheinlichkeit fühlbare Lohnerhöhungen die Personalkosten auf breiter Front erhöhen werden. Wir konzentrieren uns deswegen auf Unternehmen…

…mit Preissetzungsmacht bei ihren Produkten oder Dienstleistungen, wodurch steigende Input-Kosten an die eigenen Kunden weitergeben werden können – wie beispielsweise bei der Lanxess AG.
…bei denen alternativ zumindest Inflationsanpassungsklauseln in bestehenden Kundenbeziehungen existieren – so wie bei der ION BEAM APPLICATIONS SA oder der Deutsche Konsum REIT AG.
…oder mit einer überproportional hohen Marge, über die gegebenenfalls Kostensteigerungen abgefedert werden, die nicht unmittelbar an die Kunden weitergereicht werden können – wie etwa bei der Brockhaus Technologie AG oder auch hier: der Deutsche Konsum REIT AG.

Investitionen

Die Inflation greift längst auch auf Investitionsgüter über. Lang geplante Investitionen können damit signifikant teurer werden als ursprünglich geplant. Viele unserer Beteiligungen haben ein operatives Geschäft, das vergleichsweise wenig kapitalintensiv ist. Somit sind per se nur überschaubare Investitionen notwendig. Bei kapitalintensiven Unternehmen hingegen muss man genau hinschauen: Hat das Unternehmen einen größeren Investitionszyklus bereits abgeschlossen, oder steckt es möglicherweise gerade mittendrin?

Working Capital als Bewertungspuffer?

Als Working Capital bezeichnet man die Liquidität, die im operativen Geschäft gebunden ist. Hierzu zählen typischerweise Vorräte (= Cash ist abgeflossen, ohne dass Umsatz entstanden ist) und Forderungen aus Lieferungen und Leistungen (= Umsatz ist entstanden, aber Cash noch nicht auf dem Konto).

Derzeit sehen wir bei vielen Unternehmen einen überproportional hohen Working Capital-Bestand, insbesondere bei den Vorräten. Das liegt an weltweiten Lieferkettenproblemen, verursacht durch die Pandemie. Dadurch sahen sich zahlreiche Unternehmen dazu veranlasst, mehr Vorprodukte zu bevorraten als in normalen Zeiten – um wiederum selbst lieferfähig zu bleiben. Höheres Working Capital bedeutet: weniger Geld auf dem Konto. Und das wiederum wirkt sich negativ auf den Unternehmenswert aus, wenn man sich dessen übliche Ermittlung veranschaulicht:

Dieser Trend wird sich unserer Meinung nach dann umkehren, wenn sich zeitgleich die Lieferketten zu entspannen beginnen und die Nachfrage im gesamten Wirtschaftssystem konjunkturbedingt zurückläuft.

Aktuell beobachten wir Unternehmen, bei denen dieser Effekt bis Ende 2023 signifikant ausfallen könnte – angesichts der skizzierten Systematik ein wertvoller Bewertungspuffer für uns.

Das perfekte Unternehmen wächst also konjunkturunabhängig, kann sämtliche inflationsbedingten Mehrkosten vollständig weitergeben, hat keine große Investitionen vor der Brust und möglicherweise sogar noch das Potential, in fühlbarem Umfang Working Capital in Liquidität freizusetzen. Richtig, ein Unternehmen dieser Qualität wird man in der Praxis nur selten finden. Der Vorteil eines konzentrierten Portfolios besteht aber darin, dass wir uns auf wenige Beteiligungen fokussieren können, die aus unserer Sicht möglichst viele der genannten Kriterien abdecken. Genau deshalb sind wir bei zahlreichen unserer Beteiligungen mit der operativen Entwicklung im abgelaufenen Jahr sehr zufrieden – auch wenn sich das nicht unmittelbar in deren Kursentwicklung widerspiegelt.

Rückblick auf das Jahr 2022

Besonders erfreulich für unsere Investoren war der exzellente Exit bei unserer Beteiligung Blue Elephant Energy AG. Es war das bis dato erfolgreichste Investment der Paladin-Geschichte. Und gleichzeitig ein schönes Beispiel für positive Portfolio-Diversifikation.

Nach einem derart turbulenten Jahr blicken wir selbstverständlich auch auf jene Investments, die maßgeblich zur negativen Performance beigetragen haben: die Hall of Shame.
 

Platz 1 – Medios AG

Seit Ende 2016 sind wir beteiligt und hatten die meiste Zeit über viel Freude mit unserem Engagement. Im letzten Jahr war Medios nun aber unsere größte Verlustposition. Dabei lief es operativ wie erwartet. Das EBITDA stieg von rund 38 Mio. Euro im Jahr 2021 auf etwa 54 Mio. Euro. Regulatorische Veränderungen in der Vergütungsstruktur im Herstellbetrieb werden das Ergebnis 2023 belasten. Gleichzeitig ist aber bereits heute absehbar, dass dies durch den Ergebnisbeitrag der übernommenen Blisterzentrum Baden-Württemberg GmbH kompensiert werden wird. Aus unserer Sicht ist damit auch für dieses Jahr ein weiter steigendes EBITDA zu erwarten. Fazit: Operativ wurden unsere Erwartungen erfüllt. Umso schmerzhafter ist der drastische Kursrückgang, den wir konsequenterweise aber für eine Aufstockung unserer Position genutzt haben.
 

Platz 2 – Veganz Group AG

Das Unternehmen hat die Folgen des Ukraine-Kriegs in voller Breite zu spüren bekommen. Betroffen waren beispielsweise Vorprodukte wie Sonnenblumenöl, die plötzlich nicht mehr verfügbar waren. Die Zutatenliste musste in kürzester Zeit angepasst werden. Gleichzeitig stiegen die Inputpreise, während Preiserhöhungen im Handel nur mit einer gewissen Zeitverzögerung durchgesetzt werden konnten. Darüber legte sich zu allem Überfluss noch der Schatten eines eingetrübten Konsumumfelds, das sich in einem Downtrading niedergeschlagen hat: Kunden greifen eher zu günstigen Alternativen und verzichten auf höherpreisige Produkte.

Im Gegensatz zu Medios – das muss leider gesagt werden – mussten wir hier einen Wertverlust hinnehmen, der durch eine enttäuschende operative Entwicklung unterlegt ist. Unser Handlungsspielraum war allerdings begrenzt, weil wir im abgelaufenen Jahr tatsächlich nicht hätten verkaufen können. Immerhin gehörten wir zu den wenigen Investoren, die im Jahr 2021 kurz vor dem Börsengang zu einer Bewertung eingestiegen sind, die deutlich unter dem späteren IPO-Preis lag. Investoren, die beim Börsengang zu einem deutlich höheren Preis einsteigen, machen regelmäßig einen Lock up zur Bedingung. Dieser Lock up machte es uns unmöglich, Aktien innerhalb eines Jahres nach dem IPO zu verkaufen – ein Preis den wir für unseren vergünstigten Einstand zu zahlen bereit waren. Rückblickend betrachtet hat das nicht funktioniert, weil durch den Ukraine-Krieg gleich auf verschiedenen Ebenen operative Risiken zum Tragen kamen.
 

Platz 3 – q.beyond AG

Das Unternehmen verfügt über ein Cloud-Geschäft mit einer weitgehend wiederkehrenden und per Saldo wachsenden Umsatzbasis. Das gefällt uns grundsätzlich gut. Daneben ist die Gesellschaft in der SAP-Beratung tätig. Zu Jahresbeginn war diese durch Corona-Maßnahmen eingeschränkt. Später erschwerte ein Cocktail aus intern verursachten Vertriebsproblemen und Zurückhaltung auf Kundenseite das Geschäft, was die Profitabilität in Summe belastete. In Folge geriet der Kurs stark unter Druck – aus unserer Sicht eine Übertreibung. Auch weil zuletzt die richtigen Weichenstellungen vorgenommen wurden. Teure Software-as-a-Service-Projekte, zu besseren Zeiten gestartet (und von uns bereits länger kritisch beäugt), sind auf dem Prüfstand; der Fokus liegt nun auf Profitabilität und Cashflows. Es wird einen Wechsel im Vorstandsvorsitz geben und der Posten des Finanzvorstands wird neu besetzt.
 

Platz 4 – Deutsche Konsum REIT AG

Steigende Zinsen haben den gesamten Sektor der börsennotierten Immobilienunternehmen unter Druck gesetzt. Die Aktie der Deutsche Konsum REIT konnte sich dem nicht entziehen, obwohl das Unternehmen in mehreren entscheidenden Punkten über Vorteile verfügt: zum einen weist die Gesellschaft durch ihren REIT-Status eine relativ niedrige Verschuldung aus. Zum anderen sind annähernd 85% der Mietverträge an die Inflation gekoppelt. Damit gehört die Deutsche Konsum zu den wenigen Bestandshaltern, die von der Inflation sogar profitieren, weil die Mieten sich durch automatische Anpassungsklauseln spürbar erhöhen. Ein weiterer Vorteil ist die solide Mieterstruktur mit einem starken Fokus auf Unternehmen, die Güter des täglichen Bedarfs anbieten (insbesondere Lebensmitteleinzelhandel).

In den Jahren 2024 und 2025 muss die Gesellschaft größere Beträge refinanzieren. Hier besteht natürlich das Risiko, dass sich Anschlussfinanzierungen deutlich verteuern. Wir haben diesen Umstand in einer Szenarioanalyse genau untersucht: Deutlich erhöhte Zinskosten müssten mit einer unverändert hohen Inflation einhergehen, welche sich wiederum in weiter steigenden Mieten niederschlagen würde. Fazit: Die schwachen Kurse bei der Deutschen Konsum REIT stellten aus unserer Sicht eine Chance dar – wir haben zugekauft.
 

Platz 5 – HELMA Eigenbau AG

Zugegeben, wir haben uns vor einem Jahr nicht vorstellen können, dass die Baufinanzierungszinsen in kürzester Zeit auf 4% steigen. Gleichzeitig schien die Aktie gut nach unten abgesichert: Der Börsenwert sollte eigentlich bereits durch die Baugrundstücke, die die Gesellschaft besitzt, mehr als abgedeckt  sein. Aus heutiger Sicht hätten wir uns früher von dieser Position trennen sollen.

Immerhin haben wir im letzten Jahr die Reißleine gezogen, als die Bremsspuren im operativen Geschäft sichtbar wurden. Nachdem ein wichtiger Subunternehmer in die Insolvenz gegangen war, erwischte das Unternehmen die Börse zwischenzeitlich mit zwei Gewinnwarnungen auf dem falschen Fuß. Der langjährige Vorstand musste seinen Posten räumen und die HELMA hält sich seitdem in Sachen Kapitalmarktkommunikation bedeckt.

Unsere diesjährige Hall of Shame weist ein ganz besonderes Phänomen auf: Zwei unserer fünf größten Verlustpositionen entwickelten sich operativ gut und im Rahmen unserer Erwartungen – und wurden dennoch vom Kapitalmarkt abgestraft. Medios und die Deutsche Konsum REIT sind deswegen durch Zukäufe unverändert unter unseren zehn größten Portfolio-Positionen.

Darüber hinaus gibt es vier weitere Unternehmen in den TOP 10, die sich im Jahr 2022 nicht nur gut entwickelt, sondern unsere Erwartungen teilweise deutlich übertroffen haben:

  • Tion Renewables AG ist aktuell dabei, durch den Verkauf des Wind- und Solarportfolios deutlich mehr zu erlösen, als das gesamte Unternehmen an der Börse wert ist.
  • ION BEAM APPLICATIONS SA realisierte einen Auftragseingang, der alles bis dato Dagewesene in den Schatten stellt.
  • MPC Container Ships ASA hat Charterverträge abgeschlossen, die innerhalb von weniger als drei Jahren eine vollständige Schuldentilgung und eine Vollausschüttung der aktuellen Börsenbewertung zulassen.
  • Brockhaus Technologies AG konnte eine Beteiligung mit hohem Gewinn verkaufen, hat zwei Mal die Prognose erhöht und durch hohe Cashflows die Schuldentilgung beschleunigt.

Trotzdem mussten wir bei allen vier Beteiligungen eine Wertminderung hinnehmen (wenn teilweise auch nur überschaubar). Die Kursminderung war aus unserer Sicht nicht primär der operativen Entwicklung der Unternehmen geschuldet; vielmehr dominierte das übergeordnete, negative Kapitalmarktsentiment. Das fühlt sich für den Moment ziemlich unangenehm an. Dem gegenüber steht der beschriebene zahlenbasierte Investmentprozess. Die Vergangenheit hat uns eines gelehrt: Letztlich bestimmt die fundamentale Bewertung die Kursentwicklung. Das dauert manchmal leider etwas länger, sollte den geduldigen Anleger aber auch weiterhin mit attraktiven Renditen belohnen.

Anlagestrategie des Paladin ONE

Der Paladin ONE ist ein Aktienfonds, der primär in Aktien aus dem deutschsprachigen Raum investiert (D-A-CH). Eine Benchmark orientierte Denkweise wird bewusst vermieden. Der absolute Vermögenserhalt steht im Vordergrund.
 
Wir verfolgen zwei Ziele:

1. eine durchschnittliche Performance von 10% p.a. im langjährigen Durchschnitt
2. bei einer im Vergleich mit gängigen Aktienindizes deutlich geringeren Volatilität.

 
Der Fonds investiert ausschließlich auf Basis von eigenem Research in ein konzentriertes Portfolio aus 20-30 Aktien.

Der dem Paladin ONE zugrunde liegende selbst entwickelte, stringente Investmentansatz setzt auf drei Säulen: Value-Aktien, Sondersituationen und Liquidität.

Value-Aktien sind unserer Definition nach unterbewertete Unternehmen mit der Fähigkeit, nachhaltig positive Zahlungsströme zu generieren (Free Cashflow). Die Auswahl geeigneter Unternehmen erfordert im ersten Schritt die Analyse großer Datenmengen. Hierbei profitieren wir von einer großen und sukzessive weiterwachsenden Wissensdatenbank. Die Analyse potenzieller Zielunternehmen erfolgt mit unserem selbst entwickelten Analysetool. Hinzu kommen Gespräche mit dem Management der Zielunternehmen. Jede Investmententscheidung wird im Rahmen eines internen Dokuments ausführlich verschriftlicht.

Sondersituationen (sogenannte Special Situations) bilden die zweite Säule unseres
Anlagekonzeptes. Durch die Investition in Sondersituationen gewinnt das Portfolio deutlich an Planbarkeit und Stabilität. Um diese Situationen richtig zu erkennen, zu bewerten und treffsicher zu nutzen, bedarf es langjähriger Erfahrung und sehr spezieller juristischer Kenntnisse. Das Paladin-Team verfügt über den wertvollen Erfahrungsschatz von mehr als 150 analysierten Sondersituationen.

Eine stark atmende Liquidität ist die dritte Säule unserer wertorientierten Anlagestrategie. Diese sichert in Phasen von verstärkten Kursbewegungen die Wertentwicklung des Fonds gegen zu starke Kursschwankungen ab und dient gleichzeitig als trockenes Pulver für neue Opportunitäten.

Wertentwicklung des Paladin ONE

Alle Berechnungen auf Basis der Bewertung vom 30. Dezember 2022

Das Resultat lässt sich am besten in folgendem Chart* ablesen. Hier ist gut zu erkennen, dass sich der Fonds – insbesondere in schwachen Marktphasen – deutlich stabiler entwickelt hat als die ETFs auf die gängigen Indizes.

Paladin ONE vs. ETFs auf Indizes, Zeitraum: 01.01.2015-30.12.2022
*Chart bezieht sich nicht auf die Gesamtlaufzeit des Fonds

Portfolio des Paladin ONE

Ganz oben auf der Wunschliste unserer Investoren steht regelmäßig ein umfassender

Einblick in das Portfolio des Paladin ONE. Größtmögliche Transparenz bietet das Factsheet unseres Fonds mit tagesaktuellen Informationen zum Paladin ONE:

  • Performance und Kennzahlen
  • aktuelle und historische Gewichtung der drei Säulen Value-Aktien, Sondersituationen und Liquidität im Zeitverlauf

Top 10 Positionen, Übersicht Länderallokation und Gewichtung des Portfolios nach Marktkapitalisierung